Klimagunst und Weinbaukunst
Die Hatzenporter Weinbergslagen dokumentieren eindrucksvoll das besondere Klima im Moseltal. Hier beträgt die Hangneigung meist bis zu 70%. Für die Rieslingrebe, die wichtigste Rebsorte im Hatzenporter Weinbau, die klimatisch in unseren Breiten an die nördliche Grenze ihrer Verbreitung stößt, bedeutet dies: Günstigster Einstrahlungswinkel der Sonnenenergie und damit ein Optimum an Weinqualität!
Wie ein Hohlspiegel präsentieren sich die Weinberge der Sonne: Nach Südosten hin geneigt die Lage „Burg Bischofstein“, die sich von der namengebenden Burg bis zum Schrumpftal hinzieht. Exakt nach Süden ausgerichtet ist der „Kirchberg“, benannt nach der St. Johanneskirche, der Alten Kirche von Hatzenport. Unterhalb der sogenannten Rabenlay liegt der „Stolzenberg“, der eine Südsüdwest-Exposition aufweist.
Das ganze Jahr über genießen die Hatzenporter Weinbergslagen ein Höchstmaß an Sonneneinstrahlung, wobei dem „Bischofstein“ zwar die frühzeitige, aber „kühle“ Morgensonne ins „Gesicht“ scheint, der „Stolzenberg“ jedoch von der wertvollen, weil nachhaltigen „warmen“ Abendsonne profitiert.
Durch ihre optimale Exposition zur Sonne, die Steilheit der Hänge, die günstigen Windverhältnisse, das wärmespeichernde Gestein und die mineralischen Böden bieten die Hatzenporter Weinlagen ideale Bedingungen für die Rieslingrebe. Wie nirgendwo sonst auf der Welt kann sie hier an der Mosel ihre höchstmögliche Qualität entfalten.
Sonne, Regen, Sauerstoff
Hatzenport liegt fast genau auf dem 50. Breitengrad. Trotz dieser nördlichen Lage beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur 10,7° C bei durchschnittlich rund 1350 Sonnenschein-Stunden. Dabei regnet es nur rund 580 Liter auf den Quadratmeter, in Deutschland dagegen durchschnittlich ca. 800 l/qm. An einem sonnigen Sommertag produzieren die Reben auf einem Hektar Steilhang (ha = 10.000 qm) rund 80 kg Sauerstoff und entnehmen dafür der Atmosphäre ca. 100 kg CO². Diese sogenannte Assimilation (Stoffumwandlung) der Reben ist doppelt so hoch wie die eines Buchenwaldes. Bei 14 ha Hatzenporter Weinbaufläche: Jeden Tag entstehen hier mehr als eine Tonne Sauerstoff, genug für ca. 250 Menschen, und verringert sich das Treibhausgas um 1,2 t.
Riesling
Der Schiefer verwitterte im Laufe der Zeit zu lockeren, feinsteinigen Böden. Diese Verwitterungsböden prägen den unverwechselbaren Charakter der Riesling-Weine. So holen sich die tiefwurzelnden Riesling-Reben aus den unteren Bodenschichten die Mineralien und lagern sie in den Trauben an. Diese intensive Fülle der Mineralität ist es, die den Moselwein so einzigartig macht und unseren Gaumen ein beeindruckendes Geschmackserlebnis bietet.
An der Geisingerfelswand oberhalb des Stolzenberg läßt sich die Erdgeschichte durch Fingerproben gut nachvollziehen:
Wer mit der Hand über den Fels fährt, entdeckt schnell die Schicht der groben Sandkörner. Weicher fühlen sich die Schieferschichten an. Hier lagerten sich die feinen Schwebstoffe aus dem Wasser ab, meist Tonmineralien. Hinzu kommt ein weiterer Typ: Eine Sandsteinschicht, die eine Vielzahl von weißen Quarzadern enthält. Durch den Druck des Deckgebirges wurde der Quarz in den Spalten abgelagert. Somit ist das Felsgestein verfestigte Zeit, die in den einzelnen Schichten greifbar wird. Im Handumdrehen können es schnell 1000 Jahre sein.
Terrassen im Weinbauklima
Nicht zufällig hinter der alten St. Johanneskirche erheben sich in mehreren „Chören“ übereinander ganz besondere Weinberge, die unserer Kulturlandschaft den treffenden Namen „Terrassenmosel“ verleihen. In ihren Grundzügen entstanden nämlich die Weinbergsterrassen und auch die Alte Kirche während der mittelalterlichen Warmzeit, die etwa von 900 bis 1350 dauerte.
Vor rund 1.000 Jahren wurden die Hänge zu Weinbauflächen ausgebaut, um für den Ackerbau fruchtbares Flachland zu schonen und gleichzeitig den Reben durch die Hangneigung ein Sonnenoptimum zu verschaffen. Mit der langen Geschichte des Terrassenweinbaus steht Hatzenport in der Tradition großer landschaftsgestalterischer und architektonischer Leistungen, die in derselben Zeit entstanden, darunter die Meisterwerke der Romanik und Gotik an Rhein und Mosel.
Im Zuge des wirtschaftlichen Strukturwandels wurde jedoch in den vergangenen Jahrzehnten der Weinbau auf vielen Steilflächen aufgegeben. Wenn solche Brachflächen verbuschen und die Trockenmauern zerfallen, dann sind auch die Lebensräume wärmeliebender Pflanzen und Tiere bedroht.
Als Gegenbewegung entstanden auch in Hatzenport Initiativen und Projekte, um die alten Terrassenlagen zu pflegen und zu erhalten. Würden diese Flächen jedoch sich selbst überlassen und verbuschen, hätte dies den allmählichen Übergang vom Weinbauklima zu einem Waldklima zur Folge. Die beste Möglichkeit, die einzigartige Terrassenkultur zu erhalten, besteht jedoch darin, den Steillagenweinbau langfristig zu sichern.
Daher, liebe Gäste, trinken Sie Hatzenporter Wein!